Am Boden der Tatsachen ist es ganz schön staubig
- chiarasue
- 27. Nov. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Hallo alle miteinander!
Heute habe ich mal wieder einen Text für euch. Die aktuellen Nachrichten drücken einen ganz schön nach unten, oder? Krieg, Teuerungen, Streiks, Klimakrise...Da kann einem das Lachen schon vergehen. Aber auch in diesen Zeiten muss man aufpassen, dass man sich nicht zu sehr an dem festklammert, was man glaubt, kontrollieren zu können. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
Am Boden der Tatsachen ist es ganz schön staubig
Am Boden bleiben. Immer heißt es, am Boden bleiben. Nach den Sternen greifen, aber dabei am Boden bleiben. Da ist ja Nackenstarre vorprogrammiert.
Nein, ganz ehrlich: Was ist am Boden so spannend? Er ist fest, klar. Trittfest und sprungfest und fallfest und nah. Am Boden ist es sicher. Da kann man sich etwas aufbauen, da trägt einen das Fundament. Ganz bestimmt. Man muss nur aufpassen, dass man nicht in ein Loch fällt. Also am besten auch noch die Augen weit offenhalten, um möglichem Treibsand oder Abgründen rechtzeitig ausweichen zu können. Das Zum-Himmel-Streben wird dann zwar schwierig, aber im Zweifelsfall kann man ja kurz stehenbleiben und schnell einen Blick nach oben werfen. Ebenso, wenn man den müden Augen eine Starrpause bieten will. Aber ja nicht zu lange. Wer weiß, was sich nähern könnte?
Sicherheit hat oberste Priorität. Sicherheit vor Löchern, vor Abgründen, vor gierigen Greifvögeln, vor herabstürzenden Meteoriten, vor Fehlern. Oh ja, ganz besonders vor Fehlern. Denn auch wenn man nie die Augen schließt, akribisch jeden Zentimeter mustert, auf den man seinen nächsten Schritt zu setzen gedenkt, und regelmäßig seine Umgebung auf mögliche Gefahren kontrolliert, ist man vor Fehlern nie gefeit. Wir sind eben kein Roboter.
Der Himmel bleibt den Verrückten. Den Wahnsinnigen, die ihre Füße mit viel Schwung vom Boden losgerissen und damit jegliche Sicherheit aufgegeben haben. Hilflos trudeln sie durch die Luft. Nichts, wonach sie greifen, woran sie sich festhalten können. Kein Schutz, keine Deckung. So mancher ist schon zu Boden gestürzt und hat dabei einen Krater in die Erde gerissen. Mit gebrochenen Knochen und zerkratztem Gesicht ist er dann wieder an die Oberfläche gekrochen. Gerade noch dem Tode entronnen. Einige sind liegen geblieben. Für immer.
Ganz, ganz wenige gibt es, - so erzählt man sich - die haben es nach einem Sturz gewagt, erneut die Beine vom Boden zu lösen. Erneut nach dem zu greifen, was über ihnen liegt. Weit über ihnen. Zu weit. Was mit ihnen geschehen ist? Zahlreiche Mythen ranken sich um ihr Schicksal. Manche flüstern, bei ihrem nächsten Sturz seien sie so tief in den Boden gedrungen, dass er sie verschluckt hätte. Andere munkeln, sie würden noch immer da oben schweben. Frei von jedem Halt.
Ich kann euch auch nicht verraten, was mit ihnen passiert ist. Ich weiß nur, dass ihre Körper von Narben gezeichnet sind. Sie sind nicht hübsch anzusehen, nicht rein, nicht perfekt. Dafür haben sie etwas gelernt, was man am Boden nie erfahren wird. Sie haben gelernt, dass manche Dinge es wert sind, Fehler zu machen. Sie haben gelernt, sich aus ihren Löchern zu erheben. Sie haben gelernt, dass Sicherheit nie garantiert ist.
Sie haben sich von ihren Fesseln gelöst, um nach oben zu gelangen. Sie haben die Augen geschlossen und sich fallen gelassen. Sie haben vertraut. Vertraut, dass sie dort oben etwas erwarten würde, das den Staub, der sich auf ihren Fußsohlen gesammelt hatte, von ihnen schütteln würde.
Ich hoffe, euch hat die kleine Geschichte gefallen. Erzählt mir gerne von eurer Meinung in den Kommentaren!
Ein kleiner Tipp von mir: In den besonders kalten Zeiten ist es gar keine so schlechte Idee, nach oben zu streben, denn dort sammelt sich die warme Luft ;)
Ganz liebe Grüße und bis nächstes Mal!

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