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Das berühmt-berüchtigte "aber..."

  • Autorenbild: chiarasue
    chiarasue
  • 22. Jan. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Hallo alle miteinander!


Wie geht’s wie steht’s? Fühlt ihr euch gut? Ich muss mich bei euch entschuldigen, weil ich schon letzte Woche meinen Neujahrsansatz, regelmäßig einen Beitrag zu posten, vernachlässigt habe. Ich hoffe, dass dies ein Einzelfall á la „Ausnahmen bestätigen die Regel“ bleibt und sich nicht zu einer unzuverlässigen Gewohnheit entwickelt. Allerdings habe ich auch eine allgemein anerkannte Ausrede für meine Abwesenheit letzte Woche. Wir sind am Ende des Jänners angekommen, was vermutlich bei jedem Studenten unangenehmes Magengrummeln auslöst. Ganz genau: Es startet die Prüfungszeit. Ich habe die freie Zeit also nicht faul herumgelegen, sondern sie genutzt, um meinen Kopf mit Informationen über die spanische Sprachgeschichte füllen. Nun bleibt nur noch zu beten, dass diese dort auch bis Dienstag bleiben…


Genug von Prüfungen. Darüber denke ich in letzter Zeit ohnehin viel zu oft nach. Stattdessen will ich mich heute einem Thema widmen, in dessen Kontext ich mich selbst oft belüge bzw. mir etwas vormache. Außerdem ist es ein Thema, das jeden einzelnen von uns betrifft, und soweit ich das beurteilen kann, bin ich bei weitem nicht die einzige, die Probleme damit hat. Schon gut, schon gut, ich lüfte das große Geheimnis: Ich spreche von Kritik.


Ich weiß nicht, wie es euch damit geht, aber ich behaupte immer freundlich lächelnd, dass ich offen für Kritik bin. Das stimmt soweit auch. Bevor ich sie erhalte, rede ich mir ein, dass ich mich über Verbesserungsvorschläge freue. Der unerfreuliche Part beginnt erst, wenn sie dann wirklich kommen. Denn in den meisten Fällen bin ich sehr überzeugt von dem, was ich mache. Erhalte ich negative Rückmeldungen, fühlt es sich an, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen und mich dazu noch kräftig ins Leere gestoßen. Dabei weiß ich, dass es mein Gegenüber nicht persönlich meint. Ich bin mir bewusst, dass Kritik eigentlich eine Möglichkeit bietet, über seine eigenen Handlungen und Einstellungen zu reflektieren, und dann eine Entscheidung zu treffen, ob man sie sich zu Herzen nehmen und etwas ändern will oder eben nicht.


Mein Ehrgeiz verwandelt die Kritik hingegen in eine Waffe, mit der er mich noch geraume Zeit nach der Situation malträtiert. Diejenige, die mich tatsächlich fertigmacht, bin ich selbst, weil ich durch Kritik das Gefühl habe, meine eigenen Erwartungen nicht erfüllen zu können. Ich fühle mich schlecht, weil ich mich besser eingeschätzt hätte. Gleichzeitig sucht ein Teil von mir nach einem Ausweg. Er legt sich Ausreden zurecht, weshalb die Kritik eigentlich unberechtigt war oder nicht zählt. Dadurch bläst sich das Thema unnötig groß auf und ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken.


Zusammenfassung: Mein Ehrgeiz jagt mich mit einem Prügelstock durch mein Gehirn ohne Boden, während der Teil, der unnötigerweise meine Würde verteidigen möchte, nach einer Falltür im Abgrund sucht. Das Interessante an der ganzen Sache ist, dass ich das alles weiß. Ich habe mich nun schon oft damit beschäftigt, wie ich reagiere, wenn ich kritisiert werde. Dennoch schaffe ich es nicht, diesem Muster zu entkommen.


Deshalb habe ich geplant, mir einen genauen Plan zurechtzulegen. Ich muss meine Ansprüche senken und meinem Ehrgeiz jegliche Waffen entziehen. Das sagt sich natürlich viel leichter, als es wirklich ist. Oder habt ihr eine Ahnung, wie man eine seiner Charaktereigenschaften durchsucht? Noch dazu, wenn sie sich so mächtig glaubt wie mein Ehrgeiz…Wünscht mir auf jeden Fall Glück.


Allerdings verläuft dieses Szenario nur in beschriebener Weise, wenn es sich um Kritik in einem Bereich handelt, der mir wichtig ist. Zum Beispiel bin ich der Meinung, dass mir das Schreiben ganz gut liegt. Kritisiert jemand meine Texte, trifft mich das viel stärker, als wenn jemand behauptet, ich würde schlecht singen. Wem meine Engelsstimmte nicht gefällt, der soll sie sich eben nicht anhören ;)


Hier zeigt sich also, dass wir selbst es sind, die uns aufgrund fremder Kritik fertigmachen. Wir entscheiden selbst, wie ernst wir die Meinungen anderer nehmen und was wir wirklich nutzen wollen, um uns zu verbessern. Hier ein gesundes Mittelmaß zu finden, ist ein äußerst kompliziertes Rezept, an dem ich mich auf jeden Fall versuchen werde. Bildhaft gesprochen: Trotz des Schnees, der sich auf unsere Äste legen mag, weiter nach oben streben. Da bleibt nur zu hoffen, dass es mir nicht so misslingt wie die Nudeln, die ich letzte Woche gekocht habe. Ganz ehrlich: Ich habe noch nie so etwas Ungenießbares zusammengebraut wie diese Nudeln. Wer darüber etwas Lobendes zu sagen gewusst hätte, hätte einen Fokus-auf-das-Positive-Preis verdient. An diesem Tag konnte ich die Kritik meines Freundes auch sehr gut aufnehmen, weil ich ihm aus vollem Herzen zugestimmt habe.


Ich hoffe, bei euch gibt es heute Leckereres zu essen. Bei mir auf jeden Fall. Ich sage nur eines: All you can eat. Ich wünsche euch eine superschöne Woche und nächste Woche hören wir uns nach der ersten Hälfte des Prüfungsmarathons wieder! Bis dann ;)


 
 
 

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