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Das eMonster?

  • Autorenbild: chiarasue
    chiarasue
  • 18. Juli 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Bevor wir das heutige Thema anschneiden, möchte ich zuallererst klarstellen, dass ich in jeder Situation ein handfestes, greifbares Buch einem Ebook gegenüber bevorzugen würde. Es gibt also keinen Grund, mit wehenden Fahnen vor meinem Haus aufzukreuzen und mich als ein der Digitalisierung verfallenes Monster zu beschimpfen.


Sehr gut. Da wir das nun geklärt hätten, kann ich mir die Spannung vortäuschende Einleitung, an deren Ende das Thema des dieswöchentlichen Sonntags preisgegeben würde, ja sparen. Allen, die noch nicht dahintergekommen sind, rate ich dringend davon ab, eine Detektivkarriere anzustreben. Aber auch für euch: Heute setzen wir uns mit der teils sehr heftigen Debatte auseinander, wie, in welchem Ausmaß und ob man Ebooks überhaupt als Bücheralternative verwenden darf/soll/kann.


Und jetzt noch für alle, die hinterm Jupiter oder gar im Himalaya wohnen: Ein Ebook ist ein elektronisches Buch. Eigentlich sogar eine ganze Bibliothek. Es ist eine Art Tablet (das aber wesentlich bequemer in der Hand liegt als ein Tablet) und kann zig Bücher in sich speichern. Man liest die Bücher also am Bildschirm, kann dort die Schriftgröße einstellen, die Helligkeit regulieren, sich Absätze markieren, Notizen machen und vieles mehr. Ganz praktisch also das kleine Teil. Der große Nachteil allerdings: Es ist kein Buch. Man kann keine richtigen Seiten umblättern, keinen Buchdeckel aufklappen, kein Papier riechen.


Für alle Bücherliebhaber, die ich kenne, ist das oft das Kriterium, das das Ebook endgültig ins Aus katapultiert. Ich will unseren kleinen elektronischen Freund aber auch nicht zu früh verurteilen, denn aus meiner Sicht hat er auch durchaus viele Vorteile aufzuweisen.

Zum Beispiel fällt mir da gleich als erstes ein, dass man sich nicht sofort die Nase bricht, wenn einem das Ebook beim Lesen aufs Gesicht fällt. Bei einem waschechten, 1000-Seiten-starken Roman kann das schon einmal der Fall sein. Natürlich kann man aber auch grundsätzlich von solch gefährlichen Lesestellungen Abstand nehmen.


Ein Nachteil des Ebooks ist allerdings, dass es mit Strom funktioniert. In Verbindung mit ihm benötigt man auch immer ein Ladekabel, das im Optimalfall aber dem des Handys gleicht, welches man auf Reisen ohnehin dabeihat. Außer man vergisst es und muss sich dann jedes Mal im Urlaub ein neues kaufen, während sich daheim in einer Schublade die Ersatz-weil-vergessen-Ladekabel stapeln. In diesem Fall könnte man dann auch noch eine Ersatz-weil-vergessen-und-will-lesen-Ebook-Ladekabel-Schublade einführen. Kurz dann die EWVUWLEL-Schublade. Wenn man sich nun aber kein neues Ladekabel leisten will, muss man tatsächlich aufs Lesen verzichten. Ein unverzichtbarer Nachteil. Herkömmliche Bücher hingegen brauchen keinen Strom und funktionieren auch ohne Ladekabel einwandfrei.


Was herkömmliches Lesen aber durchaus fordert, ist Licht. Ohne Licht können unsere Augen nichts sehen und wir uns nicht unseren Romanen hingeben. Das Praktische am Ebook ist hier wieder, dass dieses von selbst leuchtet. Es wird also weder Nachttisch- noch Stirnlampe benötigt. Am Abend kann man ganz entspannt das Ebook in die Hand nehmen und sich zwischen die Seiten (oder wohl eher in den Bildschirm) stürzen, ohne sich um etwaige Leuchtgegenstände oder die Gesundheit der Augen Gedanken machen zu müssen. Ein Buch bietet diesen Vorteil nicht. Im Falle eines Stromausfalls müsste man etwa hier auf das Lesen verzichten, wenn man kein rettendes Ebook zur Hand hat. Außer man bedient sich einer Kerze. Dabei aber bitte darauf achten, das Haus nicht abzufackeln, während man selbst zwischen den Seiten gefangen ist!


Ein wesentlicher Nachteil normaler Bücher ist natürlich auch die Tatsache, dass sie Platz brauchen. Und je dicker das Buch, desto länger das Lesevergnügen, aber auch desto mehr Platz verschlingen sie am Bücherregal. Und irgendwann platzt das Bücherregal. Und wenn man sich neue Bücherregale kauft, um das Platzen zu verhindern, platzt irgendwann der Raum und schlussfolgernd auch irgendwann das Haus vor lauter Bücherregalen. Das geht so natürlich nicht. Außerdem kann man nicht eigens drei Koffer im Urlaub für Bücher reservieren. In diesem Fall bietet das Ebook eine platzsparende Alternative. Definitiv genug Lesestoff, aber im Verhältnis dazu kaum Platzverbrauch. Bequem passt es in jede Handtasche und birgt doch ganze Bibliotheken in sich. Das hat doch schon auch etwas literarisch Magisches, oder nicht?


Grundsätzlich sind dann Ebooks auch noch ressourcensparender. Bei ihrer Herstellung wird kein Papier verbraucht. Dafür benötigen sie wie gesagt Strom, aber fragt mich nicht, in welchem Verhältnis das steht. Der Handel mit ihnen ist aber ganz sicher umweltfreundlicher, weil Ebooks nicht transportiert werden müssen. Es genügt ein Klick, um sie zu erwerben. Schnell, einfach, praktisch. Aber irgendwie fehlt doch dieses Gefühl von…etwas bekommen? Ich weiß nicht, ein Bücherpaket ist schon auch etwas Besonderes. Auf jeden Fall sind Ebooks billiger. Die Geldtasche freut sich.


Wie ihr sehen könnt, haben Ebooks also doch einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Büchern. Dennoch habe ich manchmal das Gefühl, ich kann ihm nicht so richtig vertrauen. Immerhin ist es ein Gerät und technische Geräte haben mir gegenüber oft die Eigenheit, Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht verursachen wollte. Meistens dann noch ohne ersichtlichen Grund und einen Weg, das alles wieder rückgängig zu machen. Hinzu kommt, dass es schon ein wichtiger Teil des Lesens ist, ein Buch in der Hand zu halten. Für mich zumindest.


Außerdem kann man Ebooks nicht verleihen. Bücher wechseln manchmal laufend den Besitzer und werden von vielen Augen gelesen. Ein Ebook bleibt auf seinem Gerät, bis es gelöscht wird und in den Tiefen des Cyberspace verschwindet.


Ich würde meine Bücher also nie gegen digitale Dateien eintauschen. Ich könnte nie auf greifbare Lektüre verzichten. Allerdings sind Ebooks teilweise schon sehr negativ behaftet, was ich auch etwas ungerecht finde. Natürlich können sie nicht mit ihren materiellen Vorbildern mithalten, aber sie sind hin und wieder (vor allem im Urlaub) schon ziemlich praktisch und hilfreich.


Wenn ihr nun vor Wut brodelt, weil ich es wage, mich nicht gegen Ebooks zu stellen, oder ihr voller Enthusiasmus all die Argumente aufzählen wollt, die ich vergessen habe, tobt euch gerne in den Kommentaren aus. Ich bin gespannt, wie ihr zu dem Thema steht.


Nun wünsche ich euch einen superentspannten Sonntag! Ich hoffe doch, ihr genießt die Sommerzeit. Wir hören uns nächste Woche. Bis dann ;)


PS: Meine Bücher gibt es natürlich auch alle als Ebook! Sowohl als tolino als auch als kindle. Nur falls sich jemand noch nicht für eine Urlaubslektüre entschieden hat...hihi :)



 
 
 

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