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Der Schrecken des Deutschunterrichts

  • Autorenbild: chiarasue
    chiarasue
  • 22. Mai 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Hallo ihr!


Wie geht's euch? Mitten im Frühling angekommen. Die Blumen blühen, die Pollen fliegen, die Vögel zwitschern. Das ist ja fast zum Gedichte Schreiben... Und genau darüber sprechen wir heute. Gedichte. Außerdem werde ich euch meine Meinung zu Gedichten vorstellen und dann werden wir überlegen, ob das Gedicht überhaupt noch zeitgemäß ist.


Wenn im Deutschunterricht das Wort „Gedicht" aufgetaucht ist, ist bei uns immer ein großes Stöhnen durch die Reihen gegangen. Oh nein, das Gedicht. Soll man es lesen, muss man auf die Betonung achten, weil das keine gescheiten, normalen Sätze sind. Verstehen kann man ohnehin nichts, weil Dichter nie das sagen, was sie sagen wollen, sondern immer drumherum reden. Dann sind auch noch die Wörter gekürzt oder seltsam verstellt, damit das Ganze metrisch ins Reimschema passt.


Aber lesen geht ja noch. Oh weh, wenn man zum eigenen Stift greifen soll. Die ersten stellen sich auf die Stühle, um ihren Protest auch optisch zu verdeutlichen. „Muss sich das reimen?“, kommt es mit schreckensgroßen Augen aus der dritten Reihe. Ganz vorne versteckt ein Mädchen schnell den ersten Vers, der ihm sofort in den Kopf geschossen ist.


Gedichte sind wohl so etwas wie Spinat. Die meisten Kinder bekommen einen Schreianfall höchsten Grades, sobald sie das Wort auch nur hören. Einige wenige sind ihm nicht so abgeneigt, trauen sich aber nicht, diese Abartigkeit einzugestehen. Je älter man wird, desto mehr packt einen vielleicht die ehrliche Faszination und schlussendlich würgt man ihn hinunter und lächelt, um reif, gebildet und unnahbar zu wirken.


Aber sind Gedichte heute überhaupt noch relevant? Für die meisten Menschen sind die in Versen gebrochene Texte von vor mehr als hundert Jahren nur noch wirr verdrehte Bilder. Die wenigsten nehmen sich die Zeit, über das nachzudenken, was dahintersteckt. Und warum auch? Viel effizienter und schneller ist es doch, einfach geradeheraus zu sagen, was man meint. Weshalb all dieses Tamtam mit Reimschema, Metrum und Silben? Also nützlich ist das nicht.


Womit wir bei der nächstsn Frage sind: Muss denn alles nützlich sein? Kann nicht etwas auch einfach um seiner selbst willen existieren? Rechtfertigt allein die sprachliche Schönheit eines Gedichts sein Vorhandensein? Oder sind wir zu modern dafür? Wobei es ja moderne Gedichte gibt, deren Sinn ehrlicherweise noch schwerer zu entschlüsseln ist als die Werke der bereits lange Verstorbenen.


Ohne uns dessen bewusst zu sein, sind wir allerdings tagtäglich von Gedichten umgeben. Ein Stichwort genügt, um euch ein großes „AHJA" auf die Stirn zu zaubern: Songtexte. Dann springen uns noch von jeder Leinwand und jedem Bildschirm Werbetexte entgegen. Sprache, die sich um ihrer selbst willen verdreht und wendet. Text, an dem nicht der Inhalt, sondern die Sprache hervorsticht. Und dann gibt es natürlich noch die wenigen Menschen, die es lieben, sich in alte Schmöker zu verkriechen und die Gedankenverwirrungen der Vergangenheit in sich aufzusaugen. Sich wie Detektive auf die Spur nach dem Sinn zu machen.


Gehöre ich zu ihnen? Manchmal. Ich muss sagen, hin und wieder wird mir dieses ganze auf den ersten Blick unverständliche Gesäusel dann doch etwas zu viel. Und in anderen Fällen könnte ich tagelang nur Gedichte lesen. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass es nicht einfach ist, Gedichte zu lesen. Da liest man nicht einmal kurz drüber und hat alles verstanden. Nein, ein Gedicht fordert Zeit und Konzentration und von beiden haben wir heutzutage oft zu wenig.


Was denkt ihr über Gedichte? Lest ihr manchmal welche? Zu welcher Sorte von Schülern gehört ihr oder habt ihr gehört? Was sind eure Lieblingsgedichte? Ich bin gespannt auf eure Meinung.


Wir hören uns nächste Woche!


 
 
 

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