Feler
- chiarasue
- 8. Mai 2022
- 4 Min. Lesezeit
Hallo da draußen!
Neue Woche... neue Themen. Was hat euch diese Woche beschäftigt? Habt ihr über das Planen und seine katastrophalen wie unentbehrlich Konsequenzen nachgedacht? Zu welchem Schluss seid ihr gekommen? Ich hoffe doch, euer Kalender liegt jetzt nicht unter einem Stapel Holz und Zeitungspapier begraben und wartet darauf, dass es wieder kälter wird. Oder vielleicht wäre das ja genau da, wo er hingehört?
Sollte er schon ein elendiges Ende im Schredder gefunden haben, hoffe ich natürlich, dass ihr die Befreiung von jeglichen Terminen nicht bereut. Im Grunde stellt sich doch jeder von uns mindestens einmal pro Tag die Frage: War das ein Fehler? Hätte ich das besser nicht sagen sollen? Hätte ich doch lieber mit dem Rad fahren sollen? Hätte ich es geschafft, wenn ich mir nicht so viel Druck gemacht hätte?
Fehler, Fehler, Fehler. In unserem Leben wimmelt es nur so davon. Hier ein paar Fragen, die ich mir bezüglich meiner Bücher dauernd stelle: Sollte ich mehr Werbung machen? War es der falsche Schritt, sie über diesen Verlag zu veröffentlichen? Hätte ich nicht doch lieber XY sterben lassen sollen? (Hihi, eine meiner Lieblingsfragen ;)). Die ganze Zeit blicke ich zurück und frage mich, welcher von meinen Schritten falsch gewesen sein hätte können. Und warum? Weil ich mich danach sehne, was sein hätte können oder Angst vor dem habe, was noch kommen könnte. Wir leben in einer ständigen Angst vorm Versagen.
Das beste Beispiel: die Schule. Die Kinder trauen sich nicht mehr aufzuzeigen, weil sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Von klein auf wird ihnen beigebracht, dass es schlecht ist, Fehler zu machen, und dass sie sich damit blamieren. Irgendwann wird die Angst zum Trotz, bis dann die Motivation langsam untergeht und nur noch Frust übrigbleibt. Die Schule ist DER Ort, an dem man etwas lernen kann/soll/darf. Ich besuche nun doch schon seit einigen Monaten verschiedenste Lehrveranstaltungen, in denen einem beigebracht wird, wie man am besten lernen kann. Das Ganze erscheint mir ziemlich theoretisch und teilweise weit von der Praxis entfernt. Das, was für mich in unserem Schulsystem das größte Problem darstellt, ist unsere Einstellung zu Fehlern. Fehler sind keine Rück-, sondern Fortschritte und so sollten sie auch behandelt werden. Ohne Fehler können wir nicht lernen. Ich kenne kein Baby, das eines Tages einfach aufgestanden und fröhlich durch die Gegend spaziert ist, ohne einmal hinzufallen.
Ich weiß das also alles. Ich weiß, dass Fehler notwendig sind, um besser zu werden. Im Endeffekt ist nämlich lernen genau das: vorherige Fehler zu korrigieren. Jetzt könnte man noch am Fehler selbst ansetzen und zu versuchen, diesen zu definieren. Hier muss man vielleicht vorsichtig sein. Fest steht einmal, dass wir den Fehler als solchen erkennen müssen, um ihn zu verbessern. Wenn ein Baby hinfällt, muss in seinem Hirn irgendwie der Eindruck ankommen: „So, das war jetzt nicht wirklich das Ziel. Probieren wir es ein bisschen anders.“ Genauso muss ein Schüler verstehen, warum er etwas falsch macht. Ebenso muss jeder Erwachsene verstehen, inwiefern er etwas Unpassendes gesagt hat, um eine solche Situation in Zukunft vermeiden zu können.
Aber was ist jetzt ein Fehler genau? Ich würde sagen, als Fehler bezeichnen wir einen Verstoß gegen die Regeln, die wir uns selbst gebaut haben. Wer sagt denn, was richtig ist? Ein argentinischer Satz wäre im als Norm betrachteten kastilischen Spanisch grammatikalisch teilweise vollkommen falsch. Sprechen also alle Argentinier falsch Spanisch? In der nichteuklidischen Geometrie gibt es durch einen Punkt außerhalb einer Geraden zu dieser keine Parallele. Wer weiß schon, ob Kolumbus 1492 wirklich Amerika entdeckt hat, oder ob wir eigentlich vor 100 Jahren von Aliens auf diesem Planeten abgesetzt wurden, nachdem man unser Gedächtnis gelöscht hat? Um absolutes Chaos zu vermeiden, ist es wohl ganz praktisch, ein paar Regeln und Theorien aufzustellen, die man als wahr ansieht. Das ist auch gut so. Was ich damit nur sagen will: Alles ist relativ.
Und trotz der Tatsache, dass ich das alles weiß; trotz der Tatsache, dass ich finde, dass man Fehler viel positiver ansehen sollte; trotz der Tatsache, dass ich mir immer wieder vorsage, dass Fehler natürlich und wichtig sind, verfolge ich nach jahrelangem, erfolglosem Bemühen weiterhin das Ziel, fehlerlos zu sein. Jedes Mal, wenn ich rote Striche auf einem korrigierten Aufsatz sehe oder nicht die volle Punktzahl auf eine Arbeit erhalte, versetzt mir das einen Stich. Ich bin eine Perfektionistin. Der schwierigste Schritt wird für mich wohl immer blieben, die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Aber so gesehen ist es auch kein Fehler, dass ich nicht mit Fehlern umgehen kann. Wie praktisch ;) Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Sonntag und hoffe, euch geht es gut. Haltet doch heute ein bisschen Ausschau nach Fehlern und schätzt sie wert. Die haben es dringend nötig. Und wir auch.
Bis nächste Woche!
P,S,; Ich wünsche natürlich auch allen Müttern, Großmüttern und Großgroßmüttern einen wunderschönen Muttertag! Thematisch mag der Beitrag heute nicht so gut dazu passen, obwohl man sich in Erziehungsfragen wohl auch oft unsicher ist, Fehler zu begehen. Und natürlich kann man ihnen danken, dass sie uns genau so erzogen haben, wie wir sind. Mit all unseren perfekten Felern.

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