Jeder verdient seine Bühne
- chiarasue
- 19. Feb. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Hallo ihr Lieben! Wie geht's euch? Ich bin frisch und munter aus meinen Kurzurlaub zurück und kann stolz verkünden, dass ich meinen eigenen Rat von letzter Woche sehr gut in die Tat umsetzen habe können. Meine Geduld ist nämlich ziemlich häufig auf die Probe gestellt worden. Ihr müsst wissen, dass es in Madrid bei einigen Sehenswürdigkeiten so ist, dass der Eintritt in den letzten zwei Stunden der Öffnungszeit kostenlos ist. Wir als nicht großartig Geld verdienende Studenten haben dieses Angebot natürlich genutzt. Oder zumindest nutzen wollen. Denn wie vorauszusehen war, waren wir damit nicht die einzigen. Allerdings haben wir unterschätzt, wie viele Touristen auch zu dieser Jahreszeit in Madrid unterwegs sind und sich dasselbe anschauen wollen wie wir. Also haben wir in einer beachtlich langen Schlange vor dem Königspalast beinahe eine Stunde gewartet. Zu allem Übel hat der Palast dann auch noch seine Tore geschlossen, bevor wir hindurchschreiten konnten. Eine äußerst frustrierende Situation. Allerdings habe ich sie überhaupt nicht als solche empfunden. Ganz im Gegenteil hatten wir beim Warten ziemlich viel Spaß. Ein Straßenmusiker hat für musikalische Untermalung der Szene gesorgt und wir wussten beide, dass es knapp werden könnte mit dem Eintritt. Na ja, so haben wir es eben nicht geschafft Dafür konnten wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit Blick auf dem Palastvorplatz genießen. Rückblickend war diese Situation eine der schönsten der ganzen Reise. Dies ist eine tolle Sache, da sie uns zeigt, dass Situationen nicht von sich aus schlecht sind. Es hängt immer davon ab, was wir daraus machen. Das bedeutet, dass wir die Kontrolle darüber haben, wie unser Leben ist. Natürlich ist nicht immer alles Friedefreudeeierkuchen. Auch auf dieser Reise konnte ich mir nicht jede Panne schönreden, weil manchmal einfach die Motivation und die Energie fehlen. Es gibt genügend Momente, in denen ich mich als die ärmste Person dieses Universums betrachte. Diese Momente sind, denke ich, für mich einfach wichtig. Ich stelle mir gerne vor, dass in mir viele verschiedene Rollen leben, die sich hin und wieder eben durchsetzen. Allen voran die alles dramatisierende Diva, die sich stets Hauptperson jeder Geschichte glaubt. Dem von Nerven zerfressenen Mäuschen haben wir es zu verdanken, dass wir immer drei Stunden zu früh am Flughafen stehen. Dann gibt es da noch die Kuschelkatze, die gerne ihre Krallen ausfährt, nur um sich im nächsten Augenblick eng an dich zu schmiegen. Es gäbe noch ganz viele andere, die in meinem Geist ihr Unwesen treiben und mich gemeinsam zu mir selbst zu machen. Hin und wieder ist es eben notwendig, jedem seinen Auftritt zu lassen. Dabei darf man nur nicht vergessen, wer die Zügel eigentlich in Händen hält. Du hast die Kontrolle. Brennend würde mich interessieren, wer in meinem Kppf das Sagen hat, während ich schreibe. Gibt es einen kleinen Geschichtenerzähler da oben, dem alle ehrfürchtig zuhören, sobald er seinen Mund öffnet? Oder arbeiten die Figuren ausnahmsweise Hand in Hand zusammen, um ihre Gedanken zu einem stimmigen Wortfluss zu verweben? Oder kommen die Ideen von ganz woanders und nutzen lediglich meine Nervenbahnen, um sich zu manifestieren? So bald werde ich das wohl nicht herausfinden. Manchmal sind Geheimnisse ja auch etwas durchaus Schönes...Oder was denkt ihr? Wer versteckt sich so in eurem Kopf? Wem überlasst ihr gerne die Bühne? Ein weiterer Vorteil, sich seine Stimmungen als kleine Figuren vorzustellen, ist, dass man sie automatisch nicht mehr so ernst ninmt. Und um eine Diva zu entwaffnen, ist es ratsam, sie mit einem kleinen Schmunzeln zu betrachten. Trotzdem kann man ihr ja ihren Platz lassen. Genau wie dem Mäusschen und der Kuschelkatze. Man muss nur im Kopf behalten, wo man selbst zwischen all dem steht. Ich habe inzwischen hunderte Kilometer hinter mich gebracht und überlasse meinen Kopf nun dem Sandmann. Ich wünsche euch einen wundervollen Sonntag und freue mich schon darauf, nächste Woche wieder die Blogschreiberin arbeiten zu lassen. Bis dann!

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