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On my way

  • Autorenbild: chiarasue
    chiarasue
  • 13. Juni 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Wunderschönen guten Tag!


Ich befinde mich gerade im Zug auf dem Weg nach Venedig. Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr gerne die ganze Welt sehen würde. Wer mich noch besser kennt, weiß auch, dass ich unglaublich panisch bin, wenn es dann wirklich so weit ist. Weshalb ich dann meine Füße nicht still halten kann und es schwer in meiner Nähe auszuhalten ist, erzähle ich euch heute. Außerdem stelle ich euch zwei Heilmittel dagegen vor. Das eine hilft gegen die Symptome, das andere gegen die Ursache (hoffentlich).


Reist ihr viel? Dann ist bei euch vermutlich schon alles Routine. Der Koffer ist im Handumdrehen gepackt, nichts wird vergessen, die einzige Gefahr besteht darin, vor lauter Routine im Zug einzuschlafen und in Timbuktu wieder aufzuwachen. Das macht euch dann aber auch nicht viel aus, weil Timbuktu ja ebenfalls ganz nett ist und am warmen Strand schläft es sich gut.


Ich hingegen habe mir heute in der Früh drei Wecker gestellt. Natürlich bin ich beim ersten bereits aufgewacht und habe dann die anderen drei mit einem „Warum musst du nur so übervorsichtig sein?" getrost deaktivieren können. Dabei bin ich schon stolz, dass ich die Reise überhaupt mache. Ihr müsst wissen, vor zwei Wochen wusste ich noch nicht einmal, dass ich diese Reise unternehmen würde. Für meine Verhältnisse war das Ganze also unglaublich spontan. Dafür bin ich jetzt umso nervöser...tja.


Aber warum bin ich das eigentlich? Weil mein Kopf auf Hochtouren arbeitet. Anstatt sich aber den Urlaub in den buntesten Farben auszumalen, denkt er sich Szenarien aus, in denen sämtliche Züge aufgrund eines Kaugummis am Gleis Verspätung haben oder der Reisepass aus der untersten Tasche im untersten Fach geklaut wird. Keine Sorge, ich habe bereits vorgesorgt und einen netten Brief verfasst, der im Falle eines Raubs dem Dieb direkt in die Hände fallen wird. Daraufhin wird dieser freundlichst aufgefordert, den Pass doch bitte zu retournieren, weil die Besitzerin eine supernette Person ist, außerdem leicht aufzuregen und sich dieser Zwischenfall nicht gerade vorteilhaft auf ihre Gesundheit auswirken würde. Vielleicht aber auf ihren Sinn für Improvisation, wer weiß?


Grundsätzlich ist also festzuhalten, dass irgendein gemeiner Gehirnstrang in meinem Kopf immer mit dem Schlimmsten rechnet, obwohl er weiß, wie unwahrscheinlich und unlogisch (aber - um fair zu bleiben - nicht unmöglich) seine Befürchtungen sind. Na ja, kann man nichts machen. Oder?


Das Beste, was man in diesem Fall tun kann, ist, sich abzulenken. Zumindest funktioniert das bei mir meistens. Da ist es schon ein praktischer Zufall, dass ich gerade am vierten Teil arbeite, nicht? Inzwischen tut mir aber auch die Hand vom vielen Schreiben schon etwas weh... Natürlich kann man sich auch anders ablenken. Man kann zum Beispiel Musik hören, stricken, lernen, falls einen die Nervosität sonst aus dem Fenster zu schmeißen droht, oder auf die Zugtoilette gehen, was ohnehin eine Herausforderung für sich ist, weil man selbstverständlich unter keinen Umständen etwas berühren möchte, was nicht unbedingt berührt werden muss.


Auf die Dauer ist das aber auch keine Lösung, weil man dann irgendwann den Dreh raus hat, wie man sich richtig verdreht, ohne einen Krampf in beiden Beinen zu bekommen und vornüber auf das Waschbecken zu kippen. Man muss also das Problem an den Wurzeln packen. Und diese Wurzel heißt „Vertrauen". Gestern war ich bei einer Taufe und der (überaus charmante) Pfarrer hat darüber gesprochen, dass der Glaube nichts anderes ist als das Vertrauen in Gott. Bei der Taufe spielt dieses eine wichtige Rolle. Man legt sein Leben in Gottes Hände (wobei das in diesem Fall eher die Eltern samt Patin getan haben, während der aufgeweckte Täufling auf den Knien krabbelnd kontrolliert hat, ob die Kirche eh gründlich für diesen festlichen Anlass gesäubert worden ist).


Dieses Vertrauen muss ja nicht unbedingt Gott entgegengebracht werden, wenn man nicht will. Man kann auch einfach dem Leben vertrauen. Oder sich selbst. Oder irgendeiner anderen mystischen Kraft, von mir aus auch dem Spagettimonster hinterm Mond. Was dabei herausspringt, ist die Sicherheit, die die zitternden Beine endlich entspannt. Denn wenn man darauf vertraut, dass alles genauso passieren wird, wie es passieren soll, kann nichts mehr schiefgehen. Nie mehr.


Und das ist der Gedanke, den ich meinem Hirn näherbringen will. Das ist keine leichte Aufgabe, aber je öfter ich mir bewusst mache, dass mir das Leben nichts Böses wird, desto eher scheine ich es zu verstehen. Ich bin doch hier, um Spaß zu haben und nicht, um mir auch noch den letzten Rest Fingernagel abzunagen.


Deswegen werde ich jetzt mein Bestes geben, um mich zu entspannen und fallen zu lassen. Und natürlich etwas an meinem Buch weiterzuschreiben.


Auch euch wünsche ich noch einen super Sonntag! Ich geb euch dann Bescheid, ob mir ein Kaugummi zum Verhängnis geworden ist ;)


Bis nächste Woche!



 
 
 

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