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Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

  • Autorenbild: chiarasue
    chiarasue
  • 24. Okt. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Guten Morgen alle miteinander!


Heute habe ich wieder einen Text für euch. Vielleicht kommt euch der Titel ja bekannt vor. Tatsächlich ist er nämlich nicht meinem supercleveren Gehirn entsprungen, sondern jenem von Richard David Precht. Dieser hat sich ein ganzes Buch lang damit beschäftigt, diese Fragen zu beantworten. Ich widme ihnen nur einen Text, der eher noch mehr verwirrt, als Klarheit zu schaffen. Bevor ich euch allerdings zu viel verrate, schicke ich euch einfach mitten hinein in die Philosophie unseres Selbst:


Wer bin ich und wenn ja wie viele?


Bin ich ich? Bist du du? Und bin ich so viel ich, wie du du bist? Sind wir zusammen wir oder einfach nur du und ich? Und wie können wir überhaupt wissen, wer wir sind, wenn ich nicht weiß, wer ich bin? Weißt du, wer du bist?

In meinen Kopf wandern viele Ichs. Da ist das schlaue Ich, das arrogante Ich, das unsichere Ich und das beharrliche Ich. Das ängstliche Ich, das einnehmende Ich, das dauerlächelnde Ich, das besitzergreifende Ich und, und, und…ich.

Nicht zu vergessen die vorbeigehenden Ichs wie das wütende Ich, das fröhliche Ich, das traurige Ich und das ruhige Ich. Die ruhigen, braven, fleißigen und schlauen Ichs sind die Lieblinge meiner Lehrer, während das arrogante, das beharrliche und das bestimmende Ich in der Öffentlichkeit viel zu kurz kommen. Dafür toben sie sich dann Zuhause aus, nehmen sich ihre Zeit und zeigen jedem eine andere Seite von mir. Oft streiten die Ichs in mir, angeführt von dem unsicheren Ich, das seinen Platz ganz vorne in meinem Gehirn nie verlässt, sondern sich immer ängstlich an meine Schädeldecke drückt, so dass ich es nie vergessen kann.

Das vergessliche Ich ist unberechenbar. Es kommt und geht wie es will und nur selten kann das fleißige Ich es auf Befehl vertreiben. Immerhin will jedes Ich immer die Chance haben, meine Entscheidungen zu treffen. Aber wer genau bin denn nun ich? Bin ich das Ich, das dem Kampf um mich am längsten standhalten kann? Bin ich das Ich, das sich am schnellsten durchsetzen kann? Oder bin ich alle Ichs? Aber die Ichs haben doch wieder Ichs und wie viele Ichs wäre ich denn dann?

Sind meine Ichs auch Dus? Sieht es in deinem Kopf ganz ähnlich aus wie in meinem? Bestehen wir aus den gleichen Ichs, denen wir verschiedenermaßen den Vortritt geben? Werden wir von Ichs und Dus und Wirs gelenkt? Oder hast du andere Ichs? Hast du eigentlich Dus? Inwiefern unterscheiden sich Ichs und Dus und wie kann ein Wir dann überhaupt möglich sein, wenn sich schon meine Ichs nicht vertragen?

Wenn ich im Endeffekt aus Dus bestehe und du aus Ichs, was unterscheidet uns dann? Sind wir nicht ein- und derselbe in anderen Körpern? Gefällt es den Ichs in deinem Körper mehr als in meinem? Solltest du also ich sein und ich du, wäre jeder auf der Welt ein du und alle wären auch ichs, was bedeutete, dass alle gleich sind. Dass alle ich sind, alle du und alle wir.

Wer wäre ich dann?

Ich wäre eine unter vielen, einzigartig wie alle, nie einsam und doch allein, nichts und alles. Ich wäre weder ich noch du noch jemand noch ein Teil von uns oder euch oder ihnen. Ich wäre die durch Augen schauende, durch Hände Handelnde, durch Körper Lebende. Ich wäre ich und doch nicht ich. Ich wäre du und ich wäre niemand und ich wäre existent. Doch ich bin nicht mein Körper, denn ich bin auch du. Ich existiere, ich kann Fragen stellen, ich kann Dinge erfahren und sie wieder vergessen, ich kann wissen wollen, wer ich bin. Doch wer wäre ich, wüsste ich, wer ich bin?



Jetzt sollte ich euch vermutlich ein bisschen Zeit geben, bis sich der Knoten in eurem Kopf wieder gelöst hat...Tatsächlich finde ich es ganz spannend, sich selbst solche Fragen zu stellen und Antworten auszuprobieren. Nichts anderes ist im Grunde Geschichten schreiben. Man fragt sich: Was passiert? Wer handelt? Wie stehen die Personen zueinander? Warum? Und man probiert aus und spielt mit den Antworten und auf einmal hat man ein Buch geschrieben. Zumindest ist es mir so ergangen.


Auf diesen Text bin ich zugegebenermaßen ziemlich stolz. Er verleiht mir das Gefühl, dass es okay ist, nicht alles zu wissen. Dass es natürlich ist, Fragen zu stellen und dass es nicht immer Antworten gibt. Wie empfindet ihr das? Welche Emotionen kommen in euch auf, wenn ihr diesen Text lest?


Ich bin gespannt auf eure Antworten. Jetzt wünsche ich euch noch einen schönen, sonnigen Sonntag und wir hören uns nächste Woche! Bis dann ;)


 
 
 

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