Wer ist euer Mann im Ohr?
- chiarasue
- 3. Apr. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Hallo liebe Leute!
Wie geht's euch? Ich habe eine seeeehr stressige Woche hinter mir und bin jetzt froh, dass sie genau da ist: in der Vergangenheit. Dafür habe ich auch einiges geschafft, das ich jetzt abhaken und von meiner To-Do-Liste streichen kann. Letzte Woche haben wir uns sehr viel mit Zeit beschäftigt und wie ihr mich kennt, komme ich schnell vom Hundertsten ins Tausendste. Um euch das alles verständlich zu machen, muss ich aber ganz wo anders anfangen. Also beginnen wir von vorne:
Kennt ihr Podcasts? Meiner Mama habe ich die so erklärt: „Das sind quasi Videos ohne Video." Ja, ich weiß, das ist jetzt vermutlich nicht die verständlichste Definition. Also versuche ich es noch einmal: Podcasts sind gewissermaßen Hörbücher, die aber nicht nur Geschichten erzählen, sondern deren Produzenten auch über die Welt philosophieren, Gartentipps geben oder schlicht und einfach unterhalten wollen. Videos ohne den visuellen Aspekt. Also Audios. Aber mit Aufbau, Intention und Ziel.
Ich glaube, es wird Zeit für ein Beispiel. Ich höre zurzeit sehr viele Spanisch-Lern-Podcasts. Darin unterhalten sich zwei spanische Muttersprachler über verschiedenste Themen und verwenden dabei kein anspruchvolles Vokabular, einfache Satzstrukturen und erklären immer wieder Redewendungen. Der Sinn hinter dem Ganzen ist also, mein Hörverständnis der spanischen Sprache auszubauen und gleichzeitig interessieren mich die behandelten Themen (meistens). Es gibt auch sehr viele Podcasts zu spirituellen Themen. Oder auch praktischen. Ratgeber im Kopfhörer quasi.
Warum jetzt aber Podcasts? Warum nicht lesen? Warum nicht gleich ein Video anschauen? Für mich ist die Antwort ganz klar: Weil ich Podcadts nebenbei hören kann. Wenn ich zur Uni gehe, wenn ich Wäsche aufhänge, wenn ich koche. Immer. Podcast hören ist für mich keine vollwertige Tätigkeit. Ich setze mich nicht hin und höre Podcasts. Da fühle ich mich zu untätig. Und das ist der Punkt, der mich seit ein paar Tagen beschäftigt: Habe ich es verlernt, mich nur mit einer Sache zu beschäftigen? Muss mein Gehirn permanent vollständig ausgelastet sein, wenn ich etwas tue? Habe ich im Versuch, meine Zeit sinnvoll zu nutzen, indem ich auf meinen Uniwegen und beim Kochen Spanisch lerne, verlernt, einfach nur zu gehen und zu kochen?
Ich bin also hin- und hergerissen zwischen den beiden Perspektiven. Einerseits ist es ja durchaus praktisch, wenn ich so nebenbei mein Hörverständnis verbessern kann. Andererseits überreize ich damit womöglich mein Gehirn, ohne es richtig zu merken. Was nun stimmt? Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Ich nehme an, es geht wie immer um die Dosis. Auf jeden Fall hat mich das Ganze zum Nachdenken gebracht. Was sind eure Eindrücke zu diesem Thema? Hört ihr Podcasts?
Interessant ist ja auch, dass das Hören offensichtlich nicht so viel Aufmerksamkeit braucht wie unsere Augen, oder? Ich kann zum Beispiel nicht parallel zum Wäscheaufhängen lesen. Allerdings kann ich, während ich ein Buch in mich aufsauge, gehen, das habe ich mir als Kind antrainiert. Meine Geschwindigkeit reduziert sich dabei jedoch auf ein Minimum und auf den Straßenverkehr würde ich mich so auch nicht loslassen. Es war mir damals eben wichtiger, das Kapitel fertigzulesen, als nicht in den nächsten Baum zu krachen. Es kann gut sein, dass ich damit eine Ausnahme bilde.
Warum nicht also gleich Bücher hören, anstatt sie zu lesen? Aus objektiver Sicht kann ich euch das nicht erklären, aber für mich ist eines ganz klar: Ich will Bücher mit meiner eigenen Stimme lesen. Wenn mir jemand ein Buch vorliest, wehrt sich etwas in mir gegen dieses fremde Eindringen in die Welt, die ich mir von dieser Geschichte gebaut habe. Wenn ich ein Buch lese, will ich Wörter sehen, die Seiten spüren und mich nicht von einer fremden Stimme leiten lassen. Das ist aber meine persönliche Meinung. Wie geht es euch dabei? Mögt ihr Hörbücher?
Sie sind ja sehr praktisch. Vor allem für Lesemuffel. Die einzige Möglichkeit, dass mein Bruder es je durch meine Bücher schaffen wird, ist, dass sie ihm jemand vorliest. Und dann bin ich mir noch nicht sicher. Aber wer weiß....
Na ja, so viel zu Podcasts und Hörbüchern. Eines möchte ich noch anmerken: Es gibt wirklich Leute, die geboren sind, um vorzulesen. Deren Stimmen sind schlicht und einfach der Hammer und auch ich genieße es in vollen Zügen, solchen Stimmen zuzuhören und mich von ihnen entführen zu lassen. Allerdings eben auch nur für einige Seiten und nicht für ganze Bücher. Als ich letztes Jahr in Venedig war, ist neben uns im Restaurant eine englische Familie am Tisch gesessen. Der Großvater hatte die schönste Erzählerstimme, die ich je gehört habe. So tief und voll und…einfach perfekt. Also wenn man sich in Stimmen verlieben könnte…
Ich merke, ich schweife schon wieder ab. Eigentlich wollte ich diesen Beitrag nämlich schön abrunden. Und das mache ich mit einer Aufgabe. Achtet mal auf die Stimmen in eurer Umgebung. Nicht auf ihre Worte und ihren Sinn, sondern nur auf die Stimmen. Vielleicht entdeckt ihr da ja den ein oder anderen Schatz. Meint ihr, man kann sich in Stimmen verlieben? Ach, so viele Fragen…..
Bis nächsten Sonntag! :)

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