Wie sich die Welt heutzutage teilt
- chiarasue
- 1. Aug. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Wunderschönen Sonntag everyone!
Mit großem Stolz präsentiere ich das heutige Thema, über das ich lange nachgedacht und philosophiert habe. Keinesfalls würde ich euch etwas vorlegen, was mir soeben grade erst eingefallen ist…niemals…vertraut mir.
Bevor wir aber in den etwas ernsteren (okay, ich schaffe es wahrscheinlich eh nicht, ernst zu bleiben) Beitrag starten, wollte ich euch noch einen superlustigen Spruch zeigen, den ich heute in einem Supermarkt gelesen habe. Passend zu letzter Woche. Ihr erinnert euch? Zitronen, Limonade und Tequila? Macht’s klick? Auf jeden Fall stand auf dieser Einkaufstasche geschrieben: Wenn das Leben dir eine Tasche gibt, geh einkaufen!
Das fand ich irgendwie auch ganz passend. Zeichen deuten und so. Aber egal. Zurück zum eigentlichen Beitrag:
Momentan wird ja viel diskutiert. Na ja, eigentlich wird immer viel diskutiert, aber zurzeit geht es meist um ein Thema, das uns alle irgendwie betrifft: die Corona-Impfung. Jeder hat eine Meinung, jeder denkt, seine Meinung ist richtig. Dabei ist natürlich immer meine Meinung richtig, auch, wenn das viele nicht zu wissen scheinen…hihi… Kommt das Gespräch also auf die Impfung zu sprechen – und das wird es unausweichlich – stellen sich die Fronten vor. Und welche Fronten es da gibt, halleluja: Impfbefürworter, Impfgegner, Impfbefürworter, die sich nur nicht gegen Corona impfen lassen wollen, Impfgegner, die sich impfen, um sich nicht testen zu müssen, Impfundtestgegner, Impfpflichtbefürworter, Impfteilpflichtbefürworter, strikte geimpfte Impfpflichtgegner, strikte ungeimpfte Impfpflichtgegner uvm. Dann gibt es natürlich noch tausende Gründe, warum jemand zu irgendeiner Gruppe gehört. Da wären zum Beispiel die Leute, die einfach zu faul sind, um sich einen Termin auszumachen und dann diejenigen, die fürchten, eine SD-Card injiziert zu bekommen. Allerdings habe ich von niemandem gehört, der hofft, einen Chip gespritzt zu bekommen und anschließend Superkräfte zu entwickeln, obwohl das schon ziemlich cool wäre. Dafür gibt’s umso mehr Menschen, die sich vor den Nebenwirkungen fürchten. Zurecht? Man weiß es nicht genau.
In all dem Durcheinander von Meinungen vergisst man ganz schnell, dass es einen früher nicht wirklich interessiert hat, was die Katzenlady von nebenan von Impfungen hält. Plötzlich entscheidet man aber über den Charakter einer Person anhand der Stellung, die sie in dieser Diskussion bezieht. Man ordnet Menschen in seinem engeren Umfeld gleich ganz neu ein und meint, zahlreiche negative Seiten an ihnen erst jetzt zu bemerken. Schlussfolgernd will man Abstand gewinnen und das nicht nur aus Angst vor einer Ansteckung. Anderen Personen fühlt man sich auf einmal verbunden, weil sie dieselbe Meinung teilen und dann vielleicht sogar noch denselben Impfstoff bekommen haben. Jackpot, Seelenverwandte.
Ich verstehe, dass es schwer ist, sich nicht mit jemandem zu streiten, der eine ganz gegensätzliche Meinung als die eigene hat. Immerhin geht es schon um grundlegende Themen, die entscheiden könnten, ob wir demnächst wieder in einen Lockdown rutschen oder nicht. Andererseits gibt es auch andere Themen, in denen man sich vielleicht nicht einig ist und trotzdem fühlt man sich nicht gleich durch die Einstellung des anderen bedroht.
Ihr dürft mir ruhig glauben, wenn ich euch sage, dass ich gerne diskutiere. Wirklich. Ich bin eine leidenschaftliche Diskutiererin. Mein Freund leider auch. Das wird vor allem dann zum Problem, wenn wir nicht die gleiche Meinung teilen, sondern er sich für die falsche entschieden hat. Dann wird es wirklich ein harter Brocken Arbeit, ihn davon zu überzeugen, dass ich Recht habe ;) Was wir inzwischen aber gelernt haben, ist, dass diese Debatten nichts mit unseren Gefühlen füreinander zu tun haben. Auch wenn ich nicht verstehen kann, warum er manchmal die eine Ansicht vertritt, welche unlogischer nicht sein könnte, muss (und kann ich zum Glück auch) ich akzeptieren, dass es so ist. Natürlich diskutieren wir trotzdem fleißig weiter, suchen nach dem ausschlaggebenden Argument, gegen das der andere nichts mehr sagen kann, und kommen doch immer zu dem Schluss, dass wir uns einfach nicht gegenseitig überzeugen können. Dann ist die Stimmung kurz angespannt, aber sobald wir das Thema wechseln, harmoniert alles wieder top (meistens).
Es ist also durchaus möglich, gut (oder sogar bestens) miteinander auszukommen, wenn man bezüglich dieses oder eines anderen Themas unterschiedlicher Meinung ist. Im Endeffekt kann sich nie jemand vollkommen in einen anderen hineinversetzen und verstehen, welche Beweggründe dahinterstehen. In Diskussionen sollte man sich dieser Tatsache immer bewusst sein. Lassen wir uns nicht von einem einzigen Aspekt einer Person die Einstellung zu ihr von Grund auf verderben.
Das wollte ich euch bitten. Wenn ihr also das nächste Mal die Wut in euch hochkochen spürt, weil euer Gegenüber von den Intrigen der Mondmafia erzählt, deren DNA demnächst durch den Impfstoff in eure Gene übergehen wird, oder jemand euch dazu drängt, euch endlich impfen zu lassen, damit man wieder ordentlich Party machen kann, lächelt einfach und erklärt euren Standpunkt, aber behaltet im Hinterkopf, dass ihr das Gesprächsthema jederzeit wechseln könnt. Wenn möglich nicht gleich zu einem anderen prekären Thema übergehen wie Politik oder den Klimawandel. In diesem Fall erzählt ihr lieber die Geschichte, wie ihr der Katzenlady von nebenan einen Klingelstreich gespielt habt. Oder ihr berichtet von diesem unglaublich guten Buch, das ihr gerade gelesen habt. Caecilia Darkata hieß das…oder so…
Also die Moral von der Geschicht‘: Bleibt lieb zueinander! Bussi, baba und bis nächsten Sonntag!

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