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Zu schön, um wahr zu sein

  • Autorenbild: chiarasue
    chiarasue
  • 23. Apr. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Hallo ihr Lieben!


Wie geht es euch? Ich sitze gerade mit der Winterjacke im Zug, während die Sonne durch die Fenster scheint und vorgaukelt, es wäre Sommer. Es fühlt sich tatsächlich auch etwas nach Sommer an. Allerdings wollte ich das nicht glauben, als ich heute aus dem Haus gegangen bin. Ich habe den Strahlen nicht zugetraut, wirklich warm zu sein. Mein Freund, der in der Jeansjacke mir gegenüber sitzt, hat mich ausgelacht und gemeint, ich würde zu Tode schwitzen. Ich würde natürlich nie zugestehen, dass er Recht hat, weswegen ich stark hoffe, dass er diesen Beitrag nicht liest.


Auf jeden Fall hat mich diese Situation auf eine Idee gebracht. Es gibt diese Redewendung „Das ist zu schön, um wahr zu sein.“ Je länger ich darüber nachdenke, desto begeisterter bin ich davon. Etwas ist so schön, dass wir nicht glauben können, dass es wahr ist. Es ist wie ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Gleichzeitig zeigt es, dass wir positiven Dingen, die uns passieren, oft zuerst misstrauisch gegenüber treten. Das ist auch bestimmt keine schlechte Einstellung. Immerhin gibt es genug Gefahren, die sich hinter hübschen Masken verstecken.


Das Vorzeigebeispiel sind hier Fake-Emails, die einem verkünden, dass man durch puren Zufall unter allen Erdenbewohnern ausgewählt wurde und 1000000 Euro gewonnen hat. Gratis dazu gibt’s das neueste I-Phone und wenn man drei einfache Fragen beantwortet, bekommt man eine eigene Insel als Bonus. Ich denke, das erste, was jedes kleine Kind lernt, wenn es ein eigenes Handy bekommt, ist, dass man solchen Nachrichten auf keinen Fall Glauben schenken darf. Das ist übrigens auch das erste, was man alten Menschen lernt, die zum ersten Mal ein Handy bekommen. Nicht auf seltsame Links drücken. Im Internet will dir niemand etwas schenken.


Ein gesundes Misstrauen ist also oftmals notwendig, um schlimmen Geschehnissen zu entgehen. Es gibt aber auch Dinge, die sind wirklich einfach nur schön. An denen gibt’s keinen Haken, kein Kleingedrucktes, keine unerwünschten Nebenwirkungen. Ich denke, dass man sich ganz oft auf sein Gefühl verlassen kann, um solche Momente zu erkennen. Letzte Woche hat mir zum Beispiel ein kleines Mädchen einen bunt bemalten Stein geschenkt. Auf dem Johannesweg sind wir im Allgemeinen mit sehr viel beschenkt wurden. Darunter Kniebandagen und Schnaps, aber auch Schutzengel und Freude.


Ich hatte tatsächlich während der Wanderung oft das Gefühl, dass ich nicht glauben kann, wie offen und liebenswert die Menschen mit uns umgegangen sind. Vielleicht lebe ich schon viel zu hektisch und unentspannt, um darauf zu achten, doch nach meinem Empfinden war das wirklich ein Geschenk und ich bin sehr dankbar, dies erlebt zu haben. Es hat mir gezeigt, dass man hin und wieder einfach das Glück hat, wunderschöne Dinge zu erleben. So schöne Dinge, dass man sie zuerst nicht für wahr halten kann.


Oft habe ich solche Gedanken beim Lesen von Büchern oder nachdem ich einen Film zu Ende gesehen habe. Ich lese von einer wunderschönen Liebesgeschichte und denke mir, dass das viel zu schön wäre, um wahr zu sein. Sie ist ja auch nicht wirklich. In irgendjemandes Kopf ist sie entstanden und hat die Realität nie zu Gesicht bekommen. Die Frage ist: Ist sie deshalb auch nicht wahr? Natürlich ist die Handlung so nie passiert, aber die Gefühle, die beim Lesen in mir entstehen, sind doch wahr, oder? Anstatt auf die Figuren in den Geschichten eifersüchtig zu sein, versuche ich, mich zu freuen, dass sie mich mitnehmen auf ihre Reise und mich mit sich mitfühlen lassen. Und manchmal sind die Erlebnisse gar nicht so weit von der Realität entfernt.


Genau das sind doch auch Wunder: Erlebnisse, auf die man nicht zu hoffen gewagt hat. Und manchmal geschehen Wunder, so unwahrscheinlich es auch sein mag. Man kann sie freilich nicht erzwingen oder bestechen, aber ich denke, dass das Leben uns genau zur richtigen Zeit mit einem Wunder beschenkt, wenn wir es am wenigsten erwarten.


Habt ihr schon einmal etwas erlebt, das ihr ihm Endeffekt als Wunder betrachtet habt? Kennt ihr dieses Gefühl, wenn euch etwas zu schön erscheint, um es wahr haben zu können? Ich kann ganz schwer beschreiben, was dabei in mir vorgeht. Es ist, als würde in meinem Hinterkopf die Sonne aufgehen und mein Brustkorb fühlt sich plötzlich leicht und beschwingt. Das Leben trägt einen auf seinen Flügeln sicher und gelassen durch die Welt. Man kann die Augen schließen und vertrauen.


Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass auch ihr noch ganz viele Male in den Genuss dieses Gefühls kommt. Allerdings – wie wir schon erwähnt haben – ist es auch wichtig, auf den eigenen Bauch zu hören und nicht naiv in gemeine Fallen zu tappen. Das Leben kann einem die schönsten Dinge schenken, beim Internet wäre ich da schon um einiges vorsichtiger. Jetzt werde ich noch etwas die warme Sonne genießen, die vielleicht ja endlich die warme Jahreszeit einleitet…Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und freue mich auf nächste Woche! Mal schauen, was wir bis dahin Schönes erleben werden…



 
 
 

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